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1923

Museumsgründung

Schnaittach, am 2. Februar 1923

Gottfried Stammler

Vorwort zur Chronik

Gottfried Stammler - Das Vorwort zur Chronik von 1923

In schwerer, noch unter den Drangsalen des (1.) Weltkrieges und an dessen Folgen leidender Zeit fand man sich zusammen zur Gründung eines Heimatmuseums für Schnaittach und Umgebung. Schon lange bestand das Bestreben, die stummen und doch so beredten Zeugen aus der Zeit unserer Altvorderen zu sammeln, um sie in pietätvoller Weise zu ordnen und der Nachwelt zu erhalten. Endlich, nach vielen Kämpfen und Enttäuschungen gelang es, eine kleine Anzahl von Männern dafür zu gewinnen, welche ihre Ehre darin suchen, in unserem schönen Schnaittach ein Institut zu schaffen, in welchen noch in ferner Zeit unsere Nachkommen lernen können, was man in alter Zeit geleistet und wie man dort gelebt. Jahre langer Mühen aber brauchte es, bis es dem Unterfertigten gelang, das Interesse und die Freude an der Sache so weit zu wecken, dass er es endlich wagen konnte, an die Öffentlichkeit zu treten. Vertrauend auf die schaffensfreudige Liebe zur Heimat, welche den Bewohnern unserer fränkischen Gaue eigen ist, stehen wir an der Wiege des neu entstehenden Heimatmuseums und sehen mit großer Genugtuung wie der Gedanke täglich mehr Boden gewinnt.

Gründung des Vereins zur Förderung des Heimatmuseum Schnaittach und Umgebung

Am Feste Mariä Lichtmess fanden sich im Hause Nr.4 am Marktplatz folgende Herren ein:

1.Georg Weber (Reiser) Landwirt Haus Nr.4
2.August Wörler (Grabenschuster) Schuhmachermeister Haus Nr.189
3.Johann Schmidt (Bäcker Dammer) Bäckermeister Hr.172
4.Josef Lang (Vogl Beck) Bäckermeister Hr.155
5.Hans Bezold Buchbindermeister Hr.8
6.Gottfried Stammler (Pfälzer) Hafnermeister Hr.14
7.Josef Winter (Nagler, Kolbmann) Landwirt Hr.151

CHARTING

Zwecks Gründung einer Sammlung altertümlicher Gegenstände und deren Ausstellung.
Es sollen alle Antiquitäten gesammelt werden, die Bezug haben auf unsere engere Heimat und Zeugnis geben können von dem Wirken und Gebräuchen unserer Väter. Erstens aus Pietät gegenüber unseren Vorfahren. Zweitens: Zur Pflege der Liebe zur Heimat und drittens: Zur Belehrung unserer Mitbürger, zur Hintanhaltung eines Händler- und Schiebertums, dass in geldgieriger Weise alles, was noch an alten Sachen da ist aufkauft und ins Ausland verschiebt. An alle Bewohner Schnaittachs und Umgebung wird die Bitte gestellt, dem Museum Gegenstände religiöser oder profaner Natur, die antiken Wert oder kulturhistorische Eigenschaft haben und in den Häusern entbehrlich sind, Geschenk, leihweise oder auch käuflich zu überlassen.

Vorgenannte Herren beschließen, die Schutzherrschaft über das Museum dem Gemeinderat des Marktes Schnaittach zu übertragen. Betonen aber ausdrücklich, dass das Verfügungsrecht über die Sammlung ausschließlich dem Gesamtvorstand des Vereins zur Förderung des Heimatmuseums Schnaittach zusteht.

Die Wahl der Verwaltung wurde auf Zuruf vorgenommen und hat folgendes Ergebnis:

Josef Winter, Vorstand

Gottfried Stammler, Schreiber und Museumsleiter

Georg Weber, Schatzmeister

Die übrigen Herren gelten als Ausschussmitglieder (Beisitzer). Für vorläufige Ausgaben zeichnet jeder Anwesende 500 Mark. Neuaufzunehmende Mitglieder haben eine Aufnahmegebühr von 500 Mark zu Entrichten.

Verwaltungssitzung am 11.Februar 1923

Als vorläufiger Sammlungsraum dient ein Zimmer im Hause des Viehhändlers Leopold Prager, Haus Nr.47 am
Marktplatz.

Den 18. März 1923 findet eine Sitzung in Anwesenheit des Ersten Bürgermeisters Lorenz Falkner (Paulus H.H.55) Statt. Der Gemeinderat genehmigt zur Unterstützung des Museums 20.000 Mark, diese werden mit Dank angenommen. Hierauf findet die Besichtigung des Museums statt, welches schon einen hübschen Bestand aufweist. Und es sei hier festgestellt, dass sich der Gedanke, ein Museum zu besitzen, in der Einwohnerschaft in unglaublich kurzer Zeit eingebürgert hat und von allen Seiten fließen die Gegenstände zusammen und darunter mancher von ansehnlichem Wert.

Am 24. Mai 1923 besuchte der Konservator am Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg, Herr Dr. Wilhelm Wenke unser Heimatmuseum und gab uns Ratschläge in Bezug auf Organisation. Er versprach uns auch weiterhin seine Mitarbeit.

Am 8. Juni 1923 besichtigte Herr Bezirksoberamtmann Knaps von Lauf das Museum, auch er versprach unserem Unternehmen sein Wohlwollen als Bezirksvorstand zuwenden zu wollen.

Die Gebrüder Otto und Peppi Schmaus in München, geboren in Schnaittach H.r.16 gaben dem Museum eine Unterstützung von 10.000 Mark.

Desgleichen 5.000 Mark Herr Josef Siebenkäs in Berlin geb. in Schnaittach H.Nr.59.

Vom Verschönerungsverein Schnaittach erhielten wir 5.000 Mark, zugleich das Versprechen, dass wir jederzeit auf seine Unterstützung zählen können.

Geschrieben am 12.Juni 1923 G. Stammler

Am 3.Februar 1924 hielten wir unsere erste Jahresversammlung im Saale des Gasthauses zur Kanone (Inhaber Hans Löhr) ab. Herr Kaplan Bank von Bühl hielt einen Vortrag über die Verhältnisse in den Pfarreien Bühl und Schnaittach in alter Zeit, welcher mit großem Beifall aufgenommen wurde.

Während des Jahres fand das Museum verschiedene Bereicherungen durch Stiftungen und Leihgaben.

Anfangs August gab das Heimatmuseum ein Gesuch um Zuschussleistung zur Anschaffung eines Lichtbilderapparates ab. Das Gesuch wurde durch Hintertreibung des Apothekenverwalters Griener und des Hauptlehrers Märlein abgelehnt. Letzterer ist obwohl vom Verschönerungsverein als Beisitzer zu uns abgeordnet kein Freund von uns. Der Gemeinderat beschloss, den Apparat auf eigene Kosten anzuschaffen, was uns nur recht sein kann, denn die Aufbringung des Geldes hätte uns erhebliche Schwierigkeiten gemacht. Apotheker Griener gründete als Gegenstück zum Museum ein Archiv, worin Bilder und Photographien von Schnaittach und seinen Einwohnern gesammelt werden.

Gleich zu Anfang des Jahres 1924 hatten wir Herrn Regierungs-Präsidenten Huber von Ansbach als Besuch in unserer Sammlung. Er sprach sich sehr lobend über die Leistungen aus. Und versprach, wenn wir etwas bräuchten für uns einzutreten, leider sei aber kein Geld da, um wie in früherer Zeit die Heimatbewegung zu unterstützen.

Ab 1. Januar erscheint eine Monatsschrift als Museumszeitung. Sie führt den Namen Fundgrube. Gedruckt wird die Schrift bei Herrn Hans Fahner. Derselbe bringt mit dem kostenlosen Druck der Schrift ein großes Opfer. Das sei hier besonders lobend erwähnt.

Ein Antrag unsererseits an die Gemeinde um Zuweisung größerer Räume für das Museum in dem sich im Ausbau befindlichen Spiehlstadl, neben dem Rathaus, wurde in Rücksicht auf die große Wohnungsnot, die zur Zeit herrscht, abgelehnt. Die Sammlung wächst von Tag zu Tag und die beiden Zimmer im Pragerschen Haus sind zu klein. Ein Antrag an unseren Hausherren um Überlassung von 2 weiteren Räumen wurde abgelehnt.

Am 28. März 1926 bezahlte ich die Miete bei Prager: 50 Mark. Ein erneutes Gesuch an die Gemeinde um Zuweisung von größeren Räumlichkeiten wird erneut abgewiesen. Die Wohnungsnot, ist noch zu groß.

Herr Kistenfabrikant Johann Bickel im Franzenhammer übermachte dem Museum eine Fabrikfeuerspritze aus dem Anfang des 19.Jahrhunderts stammend, unter der Bedingung: Dieselbe müsse am 21.März 1926 vormittags 9 Uhr 30 von Herren mit Zylinder abgeholt und ins Museum gebracht werden.

Am 5.September 26 erhielten auf Empfehlung des Landesamtes für Denkmalpflege von der Gemeinde Heuchling bei Lauf ein menschliches Skelett aus dem 30-jährigen Krieg stammend, wie Steigbügel und beiliegende Medaillen ausweisen. Zur Aufbewahrung wurde ein Holzsarg mit Glasdeckel angeschafft im Preise 15 Mark. Herr Dr. Wilhelm Pitterlein (aus Plech, hat sich erst heuer hier als Arzt niedergelassen) stellte in dankenswerter Weise das Skelett wieder zusammen.

Im Laufe des Sommers kauften wir vom Schloss einen Barockofen um 70 M, wegen Platzmangel kann er aber einstweilen nicht aufgestellt werden. Der Ofen ist ohne Glasur mit Graphit gestrichen. Er stand bis zum Jahr 1917 im Bachwirtshaus No.42 (früherer Pfarrhof).

Sonst war auch das Jahr 1927 ein Gutes für das Heimatmuseum. Im Forsthause Marktplatz No.3 wurde im Keller das alte Lochgefängnis, der sogenannte Falkensteiner wiederentdeckt und ausgegraben.

Unsere Monatsschrift Die Fundgrube hat sich auch im 3. Jahr ihres Erscheinens gut gehalten und erfreut sich erhöhter Beliebtheit. Zu bemerken ist noch, dass der Optiker und Photograph Rudolf Uibl dem Museum eine Anzahl Bilder aus unserer Gegend schenkte.

Die 7 Gründer

Die 7 Gründer